Das Projekt
Das Projekt „Aufwind mit Mentoring“ erforschte die Wirksamkeit von Nachwuchsfördermaßnahmen zur Karriereförderung von Frauen in der Wissenschaft am Beispiel von Mentoring-Projekten.
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden in einem Zeitraum von drei Jahren zentrale Aspekte der Wirksamkeit des Handlungskonzepts Mentoring in der Wissenschaft zur beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern analysiert.
Es zielte darauf ab, folgende direkte und indirekte Effekte von Mentoring-Maßnahmen und deren Nachhaltigkeit zu untersuchen:
- Einfluss auf die Berufs- und Karriereverläufe von Mentees
- Auswirkung auf das professionelle Selbstverständnis und die Führungskompetenz der Mentorinnen und Mentoren
- Auswirkung auf institutionelle Strukturen und Wissenschaftskulturen
Projektleiterin war Dr. Dagmar Höppel.
Die Ergebnisse des Projekts wurden in der Handreichung „Empfehlungen für gelungene Mentoring-Beziehungen“ zusammengefasst. Sie finden die Handreichung auf Deutsch und auf Englisch zur Einsicht:
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Empfehlungen für gelungene Mentoring-Beziehungen
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Recommendations for successful mentoring relationships
Nach Abschluss des Projekts wurde folgendes Buch herausgegeben:
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Höppel, Dagmar (2016): Aufwind mit Mentoring. Wirksamkeit von Mentoring-Projekten zur Karriereförderung von Frauen in der Wissenschaft. Schriften zur interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung, Band 11. Nomos Verlag
Auf der folgenden Seite möchten wir Sie über das Projekt informieren:
Nähere Informationen zu Aufwind mit Mentoring finden Sie zudem in dem projektbezogenen Flyer.
Fachtagung „Aufwind mit Mentoring – Frauen auf dem Weg in akademische Führungspositionen“
– Ergebnisdokumentation –
Zusätzlich lieferten Vorträge, Gute-Praxis-Beispiele und thematische Workshops den 90 Teilnehmenden an der Tagung Impulse für die noch effektivere Gestaltung von Mentoring-Programmen und für neue Handlungsansätze zur Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen in akademischen Führungspositionen.
Musikalisch wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung durch die Mezzosopranistin Eva Wenniges, die seit 2011 Stipendiatin des Brigitte Schlieben-Lange Programms des Landes Baden-Württemberg ist, und Kerstin Mörk am Flügel, begrüßt.
Es folgten die Grußworte des Rektors der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert, und der Sprecherin der LaKoG, Frau Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Ebenso richteten Dr. Dagmar Höppel, Leiterin des Projekts „Aufwind mit Mentoring“ und der LaKoG-Geschäftsstelle, sowie Sibylle Brückner, 1. Vorsitzende des Forum Mentoring e. V. ihre Grußworte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus.
Die Moderation während der gesamten Fachtagung übernahm Anna Koktsidou, die als freie Redakteurin für SWR International, der Fachredaktion für Migrationsthemen des SWR arbeitet.
Präsentation der zentralen Forschungsergebnisse
Das Projekt „Aufwind mit Mentoring“ startete 2009 mit einer Laufzeit von drei Jahren, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, den Europäischen Sozialfonds für Deutschland, der Europäischen Union und der Landeskonferenz für Gleichstellungsbeauftragten an den wissenschaftlichen Hochschulen Baden-Württembergs.
Die zentralen Forschungsergebnisse des Projekts wurden von Martina Berenz, Dr. Dagmar Höppel, Dr. Emily Overbeck, Sara Raudies und Dr. Mayra Ruiz Castro vorgestellt. Jennifer Sieber, die wesentlich zur Durchführung der Online-Befragungen beigetragen hat, fehlte im Team, da sie beruflich anderweitig beschäftigt war.
Dagmar Höppel weist darauf hin, dass die Fachtagung vom Forum Mentoring e.V., unter der Leitung der ersten Vorsitzenden Sybille Brückner, initiiert wurde.
Folgende Aspekte stellten das Ziel des Projekts dar:
- Analyse der Wirksamkeit von systematischen Nachwuchsförderungsmaßnahmen zur Karriereförderung von Frauen in der Wissenschaft am Beispiel von Mentoring-Projekten
- Analyse zentraler Aspekte der Wirksamkeit des Handlungskonzeptes Mentoring in der Wissenschaft zur beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern
- Entwicklung von Handlungsansätzen zur Förderung der Chancengerechtigkeit und zur Integration von Genderfragen in der akademischen Personalentwicklung
Um diese Ziele zu erreichen, wurde methodisch vielfältig gearbeitet. Zu Beginn der Analyse wurde eine Online-Erhebung durchgeführt, um zunächst eine Bestandsaufnahme von Mentoring-Programmen an deutschen Hochschulen zu erhalten. Diese Erhebung fand im Zeitraum vom 14.05. – 30.06.2010 statt. Es konnten insgesamt 117 Programme und aus den gewonnenen Ergebnissen Kriterien für die Auswahl von Mentoring-Programmen für die Analyse ermittelt werden. Neun Programme wurden ausgewählt.
In die Umsetzung des Forschungsprojekts wurde ein Projektbeirat einbezogen, der aus folgenden festen und assoziierten Mitgliedern bestand:
- Dr. Astrid Franzke, Projektleiterin des Mentoring-Programms ProProfessur, Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Prof. Dr. Thomas Hinz, Professor für Soziologie, Universität Konstanz
- Christine Kurmeyer, Leiterin des Dual Career Netzwerks Berlin-Brandenburg
- Regina Rapp, Dr. Sonia Landenberger, Dr. Selma Speith-Kölbl, Dr. Barbara Unteutsch, Dr. Carmen Eccard, in unterschiedlichen Funktionen als Vertreterinnen des Gleichstellungsreferats der Universität Stuttgart
- Ursula Schwarzenbart, Director Global Diversity Office, Daimler AG, Stuttgart
- Linda Steger, jetzt Bildungsmanagerin bei der Stadt Freiburg
- Dr. Ulla Weber, jetzt Zentrale Gleichstellungsbeauftragte, Max-Planck-Gesellschaft, München
- Dr. Katrin Auspurg, Fachbereich Soziologie, Universität Konstanz (assoziiert)
- PD Dr. Ingrid Haas, Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg (assoziiert)
Kriterien für die Auswahl der Mentoring-Programme waren, dass die Mentoring-Programme spätestens im Jahr 2006 angefangen haben und damit eine Mindestlaufzeit von fünf Jahren hatten. Des Weiteren sollte das Programm sowohl die Gruppe „Studium-Beruf“, womit Hochschulabsolventinnen gemeint sind, die sich in der Übergangsphase zur Promotion und/oder im Beruf befinden, als auch die Gruppe der High-Potentials, sprich den Nachwuchswissenschaftlerinnen, die sich mindestens in der Endphase ihrer Promotion befinden, Post-Docs, Habilitandinnen, oder apl. Professorinnen sind, als Zielgruppe berücksichtigen und offen für alle Fachrichtungen der jeweiligen Hochschule sein. Ein weiteres Auswahlkriterium stellte die Form der Mentoring-Beziehung dar. Diese sollte in Form eines One-to-One-Mentoring gestaltet sein.
Die beteiligten Mentoring-Programme mit den entsprechenden Ansprechpartnerinnen sind:
- ARIADNETechNat, Universität Nürnberg-Erlangen, PD Dr. Caroline Hopf
- Cornelia Harte Mentoring, Universität zu Köln, Larissa Schmitz, Susan Schahabi
- Ina-Pichlmayr-Mentoring, Medizinische Hochschule Hannover, Dr. Bärbel Miemietz
- mentorING, TU München, Dr. Ulla Weber, Iris Stolz
- Mentoringprogramm, Universität Konstanz, Gudrun Damm
- MentHo, Universität Hohenheim, Rotraud Konca
- plan m Mentoring in Science, Universität Bremen, Susanne Abeld
- SelmaMeyerMentoring, Universität Düsseldorf, Monika Demming-Pälmer
- thekla Mentoring, Universität Bochum, Helga Rudack
Ergänzend wurden die Karriereverläufe der Mentees mit Daten anderer Studien verglichen. So ergab die Vergleichsanalyse der Gruppe „Studium-Beruf“ mit den Hochschulabsolventinnen des Jahrgangs 2005 der HIS-Absolventenbefragung, dass die vom Forschungsprojekt befragten Mentees zum einen ihr Studium häufiger mit der Bestnote absolviert haben und zum anderen häufiger promovierten. Es stellte sich zudem heraus, dass die befragten Mentees mit ihrer aktuellen beruflichen Situation zufriedener sind, obwohl sie weniger gemäß ihrer Hochschulqualifikation beschäftigt sind. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass sowohl das Einstiegsgehalt als auch das aktuelle Einkommen bei den Mentees geringer ausfällt als bei den Hochschulabsolventinnen der HIS-Befragung. Allerdings stehen die befragten Mentees häufiger in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis.
Der prozentuale Anteil der Vergleichsgruppen im Hinblick auf ein (Verwaltungs-) Angestelltenverhältnis ohne Leitungsfunktion fällt nahezu gleichhoch aus, während die befragten Mentees häufiger ein Anstellungsverhältnis mit mittlerer Leitungsfunktion inne haben als die Hochschulabsolventinnen der HIS-Evaluation.
Für einen Vergleich der Karriereverläufe der Mentees in der Gruppe High-Potentials wurde eine Befragung der ehemaligen Stipendiatinnen der Deutschen Forschungsgemeinschaft herangezogen.
Dieser fällt bei den ehemaligen Stipendiatinnen der DFG höher aus, während die befragten High-Potentials ihre Promotion etwas häufiger mit „magna cum laude“ abschließen. Dies kann inhaltlich begründet sein aber auch als ein Hinweis auf wirksame Mechanismen der Selbstselektion gelesen werden: Viele Wissenschaftlerinnen nehmen an, dass der Auswahlprozess der DFG so strikt ist, dass nur die Allerbesten gefördert werden, weshalb Interessentinnen ggf. auf die Bewerbung auf ein DFG-Stipendium verzichten.
Ferner konnte gezeigt werden, dass die befragten Mentees mit ihrer aktuellen beruflichen Situation häufiger unzufrieden sind, was sich vermutlich durch ihr im Mittel geringeres Einkommen im Vergleich zu ehemaligen Stipendiatinnen der DFG erklären lässt. Ob es an der wissenschaftlichen Leistung liegt oder die Mentees ihre Karrierechancen bislang nicht in Euro und Cent ummünzen konnten, bleibt offen. Es stellte sich jedoch heraus, dass die durchschnittliche Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen bei den Mentees im MINT-Bereich und in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften fast doppelt so hoch ist wie bei den ehemaligen Stipendiatinnen der DFG. Ebenso verhält es sich bezüglich der durchschnittlichen Anzahl der bewilligten Drittmittelanträge, die bei den Mentees im Bereich der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, als auch in den Ingenieurwissenschaften mehr als doppelt so hoch ist als bei den Vergleichspersonen der DFG-Befragung.
Betrachtet man die Erwartungen der unterschiedlichen Zielgruppen, so zeigt sich, dass die vier unterschiedenen Mentee-Gruppen mit ungleichen Erwartungen starten. Für die Mentees der Statusgruppe „Studium-Beruf“, die aus den MINT-Fachbereichen sind, war vor allem der Einblick in den Berufsalltag wichtig. Berufliche Ziele konkretisieren wollten im Rahmen des Programms vor allem die Mentees aus den nicht MINT-Fachbereichen der Statusgruppe „Studium-Beruf“. Den High Potentials aus dem MINT-Bereich ging es vor allem um die Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen, während für die High Potentials aus den nicht MINT-Bereichen der Erfahrungsaustausch am wichtigsten war. Dass diese Erwartungen in hohem Maße erfüllt wurden, zeigt die hohe Zustimmung der Mentees beim Grad der Zielerreichung (Studium-Beruf: 67,2%; High-Potentials: 65,8%).
Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass für die Erreichung der selbstgesteckten Ziele eine klare Vorstellung und Definition der Ziele, ein strukturiertes Vorgehen (in Form von einer Zielvereinbarung, Vorbereitung der Treffen als auch einer Nachbereitung mittels Protokollen/Hausaufgaben) und persönliche und regelmäßige Treffen besonders wichtig sind.
Die befragten MentorInnen verfügen zu Beginn der Mentoring-Beziehung im Durchschnitt über 14 Jahre Berufserfahrung. 60% der MentorInnen hatten bisher eine Mentee betreut, MentorInnen mit mehreren Mentees haben im Schnitt etwa drei Mentees betreut. Ein Hauptmotivationsgrund der Frauen als Mentorin zu fungieren, bestand darin, die früher vermisste Unterstützung jetzt an andere weiterzugeben, während es den männlichen Mentoren hauptsächlich darum ging, die früher erhaltene Unterstützung zurückzugeben.
IMPULSVORTRÄGE
GUTE-PRAXIS-BEISPIELE: Programmkoordinatorinnen informieren
Konkreten Einblick in die Umsetzung der Mentoring-Programme gewährten die Gute-Praxis-Beispiele, die von den Programmverantwortlichen der neun evaluierten Mentoring-Programme vorgestellt wurden. Thematisch geht es um ein gelungenes Matching von Mentoring-Beziehungen, um eine erfolgreiche Rollenvorbereitung. Außerdem werden Beispiele über die Vielfalt eines begleitenden Rahmenprogramms vorgestellt, welche internen und externen Kooperationsformen eingegangen werden können und welche positiven Effekte eine Verstetigung nach sich ziehen kann. Die 17 Gute-Praxis-Beispiele wurden im Zuge der Dokumentenanalyse, den Befragungen und nicht zuletzt beim Erfahrungsaustausch der Mentoring-Programme bei den Arbeitskreissitzungen identifiziert. Anna Koktsidou moderierte die Runde der Programmleiterinnen und –koordinatorinnen.
WORKSHOPS
Die in den Workshops gewonnenen Erkenntnisse wurden in einer gemeinsamen Schlussrunde präsentiert und diskutiert (Zusammenfassung der Ergebnisse).
Abschluss
Zum Abschluss der Fachtagung hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Mittagsimbiss zur Fortsetzung der Diskussionen und zum Netzwerken an verschiedenen Thementischen zu nutzen. Folgende Themen wurden angeboten:
- Verstetigung von Mentoring-Programmen
- Zertifizierung von Programmen/ Zertifikate für MentorInnen & Mentees
- Netzwerke: aufbauen – pflegen – ausbauen
- Strategische Partnerschaften von Mentoring-
- Programmen: innerhalb und außerhalb der Hochschulen
- Mentoring-Paare: gewinnen – matchen – begleiten
- MentorInnen: 1 x 1 des Einstiegsbriefings
- Gendersensibilisierung: Veränderung der
- Hochschulstrukturen und –kulturen
- Evaluation: zwischen Evaluationsmüdigkeit und Erfolgsbilanzierung
- Medizin – MINT – Migration: Wie viel Differenzierung ist erforderlich?
- Aufwind mit Mentoring: Fragen zum Projekt
Den gesamten Bericht können Sie hier herunterladen.
Projektleiterin:
Dr. Dagmar Höppel, Universität Stuttgart